Bischof Tilman Jeremias zu Gast beim Gottesdienst der Wolhyniendeutschen in Linstow

Beim Gottesdienst zum Museumsfest in Linstow am 6. September erinnerte unser Bischof an das Schicksal der geflüchteten Menschen, die 1945 zu uns nach Mecklenburg kamen. Im Anschluss an den Gottesdienst begleitete er die Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Opfer von Flucht von Vertreibung. In seiner Predigt sprach er von dem unermesslichen Leid, das sie erfuhren, von dem „Trauma des Verlusts der Heimat“ und der Verständnislosigkeit der Einheimischen, der Tabuisierung der Themen Flucht und Vertreibung zu DDR-Zeiten und der „Not, nicht darüber sprechen zu dürfen.“ Trost hätten die wolhynischen Flüchtlinge im Glauben und ihren lutherischen Traditionen gefunden. „Viele von ihnen berichten, dass es gerade der christliche Glaube war, der sie gestärkt hat, auf der Flucht und beim schweren Start in Mecklenburg. Die kirchlichen Traditionen, das Lesen der Bibel, das Singen der vertrauten Choräle und das Gebet gaben neue Kraft und bewahrten die Erinnerung an die sehnlich vermisste Heimat.“ Eine Fürbitte hielt der 1938 in Luzk/Wolhynien (heute Ukraine) geborene Ernst Reimann. Er erinnert sich: Nach den Schrecken der Flucht bauten sie ihre Häuser in Linstow nach wolhynischer Weise aus Holz und ohne Nägel. Über die Wurzeln der Familie wurde in den Familien jedoch geschwiegen: „Da wurde nicht drüber gesprochen. Wir waren Umsiedler, weiter nichts“, erzählt Ernst Reimann. „Deshalb ist es so wichtig, dass es jetzt das Museum gibt und die Wolhynier sich hier einmal im Jahr treffen.“ Die Wolhynier, das sind die letzten Zeitzeugen und ihre Nachkommen aus ganz Deutschland und aus aller Welt. So pflegen die Vereinsmitglieder Kontakte u.a. nach Kanada, in die USA, nach Australien, Brasilien, aber auch zu den Menschen, die jetzt in Wolhynien leben. Diesmal konnten pandemiebedingt keine ausländischen Gäste begrüßt werden, aber zum 30jährigen Jubiläum vom 03.-05. September 2021 lädt der Verein schon jetzt ganz herzlich ein!  

Bericht auf der Seite der Nordkirche

Bericht auf der Seite des Umsiedlermuseums

Anja Fischer, Flüchtlingspastorin im Kirchenkreis Mecklenburg
Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Mecklenburg
Lübecker Str. 111-113, 19059 Schwerin, Tel. 0157 51647131
fluechtlingsarbeit@elkm.de, www.kirche-mv.de